Energiewende – ein Verein denkt weiter

Steigende Energie- und Materialpreise, unsichere Zukunft und fehlende Planungssicherheit stellen gemeinnützige Vereine seit Jahren vor ungeahnte Herausforderungen. Um dem zu begegnen wurden die Verantwortlichen des HSV Pfote Drauf! bereits im vergangenen Jahr auf kreative Weise tätig. Zur Stromgenerierung waren zwei Laufbänder einschließlich passender Technik im Vereinsgebäude installiert worden. Die Mitglieder waren angehalten im Sinne der Autarkie des Vereins aktiv zu werden.

Eric Fischer, ambitionierter Läufer und inzwischen Vorstandsmitglied, war einer der Mitinitiatoren der Anschaffung im letzten Jahr. Ein Jahr später folgt nun die ernüchternde Erkenntnis: „Hundesportler sind eben auch nur Menschen mit einem zuweilen recht großen inneren Schweinehund. Das Konzept ist leider nicht aufgegangen. Es wurde schlichtweg viel zu wenig genutzt.“ Erschwerend hinzu käme der steigende Altersdurchschnitt der Mitglieder. Inzwischen liege der bei 51 Jahren, wie aus der Mitgliederverwaltung zu erfahren ist. Der Vorsitzende Axel Görner beklagte in diesem Zusammenhang auch den schmerzlichen Verlust von zahlreichen jungen und sehr aktiven Mitgliedern des Vereins in den vergangenen Jahren. Diese Entwicklung habe man einfach zu spät erkannt.

Da sich der Verein dennoch zukunftssicher entwickeln und die Bestrebungen der nachhaltigen Energiegewinnung weiter verfolgen möchte, wurden nun kreative Ideen gesammelt, Statistiken und Entwicklungen analysiert und eine neue strukturelle Ausrichtung beschlossen. In Kürze werde die Installation einer Biogasanlage auf dem Vereinsgelände erfolgen, so ist aus Vorstandskreisen zu erfahren. Dabei wird Biomasse in einem luftdichten Behälter mit Mikroorganismen vermengt, erhitzt und vergärt. Das dabei entstehende Gas wird anschließend in einem angeschlossenen Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Und welches Substrat kann in diesem Fall als Biomasse dienen? Das Bild verrät es bereits: Hundekacke! Für die einen eine ekelerregende Vorstellung – für Hundehalter ist das Einsammeln der natürlichen Ausscheidung dagegen tägliches „Geschäft“.

Die zahlreichen Kackhaufen auf dem Hundeplatz waren den Verantwortlichen schon lange ein Dorn im Auge. Zahlreiche Übungsleiter beklagten sich in der Vergangenheit über säumige Mitglieder und Kursteilnehmer, die ihren „Müll“ auf den Platz nicht entfernten und den Trainingsbetrieb störten. Dem könne man nun ein Ende setzen. In Zukunft werden an zahlreichen Punkten des Vereinsgeländes Eimer und Schippen deponiert, die dem Sammeln der Häufchen dienen. Am Ende des Tages werden diese Eimer eingesammelt und in einem großen Behältnis entleert. Platzwart Rainer Stüwe, inzwischen aufgrund seiner jahrelangen engagierten Tätigkeit für den Verein nun als Ehrenmitglied benannt, gebührt die „ehrenvolle“ Aufgabe des Befüllens des sog. Fermenters mit dem Hundekot, der dann die Vergärung in Gang setzt. Ein Schelm wer dabei Böses denkt. Rainer Stüwe relativiert sogleich: „Sonst musste ich vor dem Rasenmähen erstmal den Platz ablaufen und die Häufchen einsammeln – das bleibt mir nun erspart.“

Bei der statistischen Analyse der Mitgliedsdaten sei nicht nur der gestiegene Altersdurchschnitt der Menschen aufgefallen, sondern der klare Trend zur Mehrhundehaltung. „Früher hatte ein Mitglied ein Hund oder ein Paar einen Hund, jetzt geht die Entwicklung ganz klar Richtung Zweit- oder sogar Dritthund“ meint Annett Brückner aus der Mitgliederverwaltung. Und mehr Hunde erzeugen eben auch mehr Ausscheidung und das auch zuverlässig und regelmäßig – eine einfache Rechnung.

Begünstigend könnte die Schließung der nahe gelegenen Hundefreilauffläche durch die Stadt wirken. Hundehaltern in Hoyerswerda steht aktuell keine Möglichkeit eines sicheren Freilaufs im Stadtgebiet zur Verfügung. Kursleitung Solveig Wilschewsky rechnet daher mit einer steigenden Nachfrage nach Spielstunden. Zusätzliche Spielgruppen könnten also in der Zukunft gebildet und damit die Platznutzung gesteigert werden. Die Korrelation zwischen Anzahl der Hunde, Anzahl der Häufchen und Biomassenmenge sollte dem Leser nun klar sein.

Der Vorstand wird in Kürze in einem Rundschreiben und als Aushang auf dem Platz auf die geänderten Verhaltensregeln hinweisen. Das Benutzen von Kackebeuteln ist in Zukunft explizit untersagt, stattdessen sind die bereits erwähnten Eimer und Schippen zu nutzen. Wünschenswert ist weiterhin das Lösen des Hundes vor dem Trainingsstart, aber gern auf dem Vereinsgelände. Das Mitbringen von Kot auf den Hundeplatz ist dagegen nicht erwünscht. Auf eine ausgewogene Ernährung des Hundes einschließlich entsprechender Ballaststoffe ist zu achten. Hunde, die an einer Durchfallerkrankung leiden, sollten das Vereinsgelände nicht betreten und auch ihre Notdurft woanders verrichten. Hier steht der Schutz vor übertragbaren Krankheiten an oberster Stelle.

Da bereits entsprechende Nachfragen an den Vorstand herangetragen wurden, sei an dieser Stelle eindringlich darauf hingewiesen, dass die Biogasanlage ausschließlich zur Vergärung von Hundekot, nicht menschlicher Ausscheidung, ausgelegt sei. Dies sei in der Zusammensetzung der hinzugefügten Mikroorganismen zu begründen.

Um die zu erwartende Menge an Biogas einschätzen zu können, sind die Mitglieder nun aufgefordert das Gewicht der täglichen Kotmenge ihrer Hunde zu wiegen und an die Mitgliederverwaltung zu melden. Entsprechend der Berechnungen wird dann die Anlage in der Erstinstallation durch den Techniker programmiert. Die Anlage wird durch den Verein zunächst für ein Jahr gemietet, im Anschluss ist eine Evaluation geplant.

Zu hoffen bleibt nun, dass die Vierbeiner zuverlässiger ihre tägliche „Häufchen“menge erreichen, als die Zweibeiner die auch von der WHO empfohlene tägliche Bewegungsmenge.